Einzelturnier der Männer
Verfasst am Dienstag, 7. Oktober 2008 von Andreas KleinHeute begann das Einzelturnier der Männer, an dem für Deutschland Pu Fangyao und Jörn Tessen teilnehmen. Im Grunde handelt es sich auch um ein Schnellturnier, denn die Bedenkzeit beträgt 60 Minuten pro Partie und jeder Zug bringt 30 zusätzliche Sekunden. Die Grundbedenkzeit liegt also noch mal zwanzig Minuten niedriger als bei der WM 2007 in Macao. Ebenso wie in Macao wird Gastgeber China vertreten durch Xu Yinchuan und Hong Zhi, die in Siegfrieds Ingorangliste die Plätze eins und drei einnehmen. Am anderen Ende der Skala der 49 Teilnehmer gibt es laut Hörensagen aber auch Teilnehmer aus Südkorea und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die erst vor zwei bis drei Wochen die Regeln gelernt haben.
Bereits gestern Abend fand in feierlichem Rahmen die Auslosung der Startnummern statt. Dabei zieht jeder Spieler seine Losnummer selbst, die erste Runde ergibt sich dann aus den Paarungen der Nr. 1 gegen die Nr. 2, der Nr. 3 gegen die Nr. 4 und so weiter. Dadurch können bereits in der ersten Runde Spitzenpaarungen zustandekommen, beim Schnellschach hatte ich ja bereits ein Foto der Begegnung zwischen dem späteren Zweiten, Jiang Chuan, und dem späteren Dritten, Chiu Yu Kuen, gezeigt. Hier beim Einzelturnier traf es z.B. Chiang Chung Hao aus Taiwan (6. beim Schnellschach) und Chong Heungming von den Philippinen (5. bei der letzten WM). Chiang verlor und bekam zum Dank in der zweiten Runde das Freilos. Das Freilos der ersten Runde traf übrigens den amtierenden Europameister Nicolas Dang, dieses System macht daher auf mich als westlichen Schachspieler (und Turnierleiter) einen eher eigentümlichen Eindruck.
Für die deutschen Farben hieß dies, dass Jörn mit Mikko Törnqvist ein machbares Los bekam, während Fangyao mit dem Taiwanesen Yang Dhung Yu eine kaum lösbare Aufgabe vorgesetzt bekam. Aber es kam alles völlig anders. Jörn hatte zwar die ganze Partie über Druck, wickelte aber zu früh in ein Endspiel ab mit zwei Soldaten und einem Elefanten mehr. Jedenfalls war Mikko danach in der Lage, die Stellung zum Remis zu verteidigen. Stattdessen hätte Jörn den Elefanten ohne Wagentausch nehmen können, hätte dafür aber auf den zweiten Soldaten verzichten müssen. Bei Fangyao war es sozusagen umkehrt, denn nach der Eröffnung stand er sehr passiv und konnte froh sein, die Partie zusammenzuhalten. Irgendwann gelang es ihm aber sich zu befreien, dann brachte er nach und nach seine Figuren aktiv ins Spiel, gewann einen Elefanten und gewann schließlich mit einer Springergabel einen Wagen. Ein überraschender Sieg gegen einen starken Gegner, der nach Fangyaos Aussage einen vorderen Platz in der taiwanesischen Rangliste einnimmt.
Zum Dank dafür durfte Fangyao in der zweiten Runde am dritten Brett gegen den Vizeweltmeister Hong Zhi spielen. Die Partie verlief positionell recht schnell in eine Richtung, auch wenn ich nicht recht erkannt habe wo Fangyao denn jetzt eigentlich fehlerhaft gespielt haben könnte. Demhingegen ist es schon ein Kreuz mit diesen chinesischen Spitzenspielern, denn um Fangyao zu zitieren: “Er hat überhaupt keine Fehler gemacht” :) Auch Fangyao ist nach dieser Partie übrigens zum Fernsehstar aufgestiegen. Sein Vater rief ihn am Abend an, weil er seinen Sohn in den Sportnachrichten auf Beijing-TV gesehen hatte. Zwar nur von hinten und nicht namentlich erwähnt, aber sein Namensschild am Tisch war mit im Bild. Der Beitrag drehte sich um die Ergebnisse der beiden chinesischen Spieler, von denen vermeldet wurde, dass sie ihre Zweitrundenpartien gegen Gegner aus Frankreich bzw. Deutschland gewinnen konnten.
Jörn musste am Nachmittag gegen Bunyamin antreten, einen Schnellspieler aus Indonesien, der nach Ende der Partie noch mehr als eine Stunde auf der Uhr hatte. Jörn stand auch recht früh schon unter Druck, produzierte dann aber irgendwann ein Selbstmatt, als man durchaus noch eine Weile hätte klammern können.
Vor der Auslosung zum Einzelturnier der Männer (von links): Wong Hok Him (Hongkong), Pu Fangyao, Jörn Tessen, Chen Fazuo (Großbritannien)
Jörn greift in die Lostrommel, …
…, entknotet die Schlaufe, …
… und freut sich, dass er als gutes Omen die Nummer 10 gezogen hat, hat er doch am 10.10. Geburtstag!
Hong Zhi eröffnet gegen Fangyao mit 1. Sc4-c5
Bunyamin gegen Jörn
Nachdem der Länderkampf Russland gegen Südkorea in der ersten Runde mit 2:0 ausgegangen war, fanden sich die beiden russischen Spieler in der zweiten Runde an vorderen Brettern wieder. Hier Dmitriy Gladishev (rechts) gegen Choo Yong Kiat Allen aus Singapur,
und hier (ebenfalls rechts im Bild) Aleksandr Demin gegen Ye Rongguang aus den Niederlanden
Die letzten laufenden Partien der zweiten Runde:
Brett 1: Nicolas Dang (Frankreich) gegen J.Vithaya (Thailand), später remis
Brett 13: He Zhimin (Italien) gegen Chen Fazuo (Großbritannien), später 1:0
Und die beiden Kanadier, die auch schon in Macao dabei waren. Hinten rechts Zheng Ximing gegen Hsu Wei Kuo (Holland, einer meiner Schnellschachgegner) und vorne links Gu Yi Qing gegen Rui Guo (Australien). Beide Kanadier gewannen ihre Partien.
Das Einzelturnier der Frauen begann schon gestern, mangels deutscher Beteiligung werde ich dazu nicht allzu viel sagen. Hier aber wenigstens eine Aufnahme vom Spitzenbrett der vierten Runde: Guo Shulong aus Großbritannien gegen die chinesische Spitzenspielerin Wang Linna.
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Wer wird denn im Mannschaftswettkampf spielen?
Fangyao, Jörn und ich. Man darf drei Spieler melden, von denen dann in jeder Runde zwei spielen.